Die Kirchen, in denen die christlichen Gemeinden am Gründonnerstag normalerweise zusammenkommen, um sich an das letzte Abendessen Jesu mit seinen Freunden zu erinnern, werden in diesem Jahr leer sein. Trotzdem sind wir alle miteinander verbunden, so unsere Gutspfarrerin Inka Baumann:

Wir sind nicht allein an diesem Gründonnerstag 2020

Am 19. April, am Sonntag nach Ostern, hätte unser Sohn Konfirmation gefeiert. Wie Tausende von Jugendlichen in dieser Zeit. Ein Jahr hat er sich mit ihnen auf die Frage vorbereitet: „Willst du Deinen Glauben in Worten und Taten bekennen in der Gemeinde Gottes und darüber hinaus, dann antworte bitte: „Ja, mit Gottes Hilfe.“ Er hat sich vorbereitet im Unterricht, auf den Freizeiten. Er hat das gerne gemacht. Und schon vor einem Jahr gab es eine fröhliche Save-the-date-Whattsapp an alle Patinnen und Paten, an die weit verstreute Familie, an Freundinnen und Freunde: „19. April, 10 Uhr! Ich freue mich darauf, wenn Ihr mich auch an diesem besonderen Tag in meinem Leben begleiten mögt.“ Zum ersten Mal in seinem Leben wäre er Gastgeber gewesen für 60 Personen. Lange schon haben wir geplant, wie wir diesen Tag gestalten wollen. Auch, was es zu essen geben soll, wie der Tisch gedeckt wird. Tischtücher, Tischbänder, Kerzen, Tischkärtchen, Servietten. Ein festlicher Tisch sollte es sein, so dass die Gäste sofort spüren: „Wunderbar, dass ihr da seid.“ „Und nun kommt“, heißt es in unserer Abendmahls-Liturgie, „seht und schmeckt.“

Wir gehören zu etwas Größerem
Das wird nun alles nicht sein. Zumindest für eine lange Zeit: Corona macht allen Feiern: Konfirmationen, Taufen, Trauungen, Jugendweihen, 8., 18. oder 80. Geburtstags-Feiern, Betriebs-Jubiläen oder anderen liebevoll geplanten Festen den Garaus. „Kannst du als Pfarrerin das nicht selbst machen“, wurde ich gefragt…die Axt im Haus…“ Hm….Nein! Wie soll er denn spüren können, dass er zu etwas Größerem gehört? Zu einer Gemeinde nämlich – vor Ort und weltweit, nicht nur zu seiner Familie. Seine Freunde werden ihm fehlen. Und auch seine Gäste.

Ein Mahl der Verbundenheit
„Und nun kommt. Seht und schmeckt, wie freundlich der Herr ist.“ Wenn sich die christlichen Gemeinden heute am Gründonnerstag an das letzte Abendessen Jesu mit seinen Freunden erinnern, dann werden unsere Kirchen leer sein, wir werden nicht in Gemeinschaft vor dem Altar stehen oder auf einer Wiese oder an einem anderen Ort. Wir bleiben Zuhause, jede und jeder für sich. Das widerspricht diesem Mahl, weil Jesus es von Anfang an – und dafür könnte ich ihm heute noch die Füße küssen – als ein Mahl der Verbundenheit feiert: mit Gott und allen Menschen – sogar über den Tod hinaus. „Mein Leib für euch gegeben – das Brot des Lebens für euch.“ „Mein Blut für euch vergossen, der Kelch des neuen Bundes mit euch.“ „Sooft ihr´s tut zu meinem Gedächtnis, so bin ich mitten unter euch.“

Heut Mahl-Anders
In ihrem Abschiedsschmerz hatten die Jünger dafür kein Ohr. Und erst nach Ostern, als er Ihnen als ein Anderer erschien, bekamen sie eine Ahnung davon: Er ist gar nicht tot, er lebt in uns und allen anderen weiter. Wir sind und bleiben auf eine wundersame, eine verwandelte Weise im Geist miteinander verbunden.

Und so sind wir nicht allein an diesem Gründonnerstag 2020. Vielleicht stellen wir heute einen Teller mehr auf den Tisch, einen für Jesus und dann noch einen und noch einen für die Menschen, die wir heute ganz besonders vermissen, im Himmel und auf Erden. Wir bereiten das Abendbrot und decken den Tisch für die Gäste. Wir öffnen den Wein, schenken Wasser in die Gläser…und dann feiern wir verbunden mit über 2,2 Milliarden Christinnen und Christen auf der ganzen Welt und auch mit allen anderen, die sich einladen lassen, heute Mahl-anders. Am 19. April feiern wir auch … mahl-anders. Und wenn die Zeit kommt und Gott es will: die große Sause! Ihr hoffentlich auch!

Bleiben Sie, bleibt behütet!