An Ostern feiern Christinnen und Christen die Auferstehung Jesu Christi.
Gedanken zur Auferstehung von unserer Gutspfarrerin Inka Baumann…

Glauben Sie tatsächlich an ein Leben nach dem Tod?

Glauben Sie fragte man mich
An ein Leben nach dem Tode
Und ich antwortete: ja
Aber dann wusste ich
Keine Antwort zu geben
Wie das aussehen sollte
Wie ich selber
Aussehen sollte
Dort

Ich wusste nur eines
Keine Hierarchie
Von Heiligen auf goldenen Stühlen
Sitzend
Kein Niedersturz
Verdammter Seelen

Kein Schutzmantel starr aus Gold
Mit Edelsteinen besetzt

Nur Liebe frei gewordene
Niemals aufgezehrte
Mich überflutend

Und deine Hand
Wieder in meiner

Mehr also, fragen die Frager
Erwarten Sie nicht nach dem Tode?
Und ich antwortete
Weniger nicht.

(Marie- Luise Kaschnitz)

Erinnerungen – und eine besondere Erfahrung
“Glauben Sie”, fragt man mich immer wieder, “tatsächlich an die Auferstehung?”
Ich versuche es mal so:  Ich habe eine wunderbare Großmutter.  Nach ihrem Tod erbte ich ihren Bernsteinring. Sie trug ihn täglich, außer zu großen Festen…
dann nahm sie ihren Goldschmuck aus der Schatulle.  Seit 20 Jahren trage ich ihn nun.  Ich kann mich nicht erinnern, dass ich ihn eimal abgesetzt hätte….
Halt, einmal, im MRT bei der Untersuchung eines Aneurysmas im Kopf.

Ich habe sie sehr geliebt.
Und ich wurde von Ihr geliebt, bedingungslos und stolz.  Sie war eine starke Frau, eine Bäuerin, die mit ihrem Vater den Hof weiterführte,
als mein Großvater nicht aus dem Krieg zurückkam. Eine allerziehende Mutter von zwei Mädchen, (wie so viele zu ihrer Zeit, sie sah es nicht als besonderen Verdienst). Zugleich eine elegante, kluge und vornehme Frau mit französischen Bonmots, einem unendlich großen Herzen, großzügig.  Eine, die in allem Schmerz, in allen Abschieden ihres Lebens an Gott festhielt,  für uns Kinder scheinbar selbstverständlich. Sie konnte herrlich verrückt sein und heimlich unkonventionell. Und bei unseren Kissenschlachten machte sie den meisten Lärm.

Ich  fühle mich gesegnet von ihr
Manchmal streiche ich über meinen Ring. In langen Sitzungen zum Beispiel, wenn ich schon ungeduldig oder wütend werde und meine Lebenszeit in der Sanduhr des Lebens verrieseln sehe. Bei Lampenfieber vor Gottesdiensten. Wenn ich mir Sorgen um unsere Kinder mache. Wenn mein Mann eine lange Reise vor sich hat. Wenn ich bete..

Ich vergewissere mich. Ich bette mich ein in ihre Liebe und fühle mich gesegnet von ihr, jeden Tag.  Ich habe wirklich lange Theologie studiert,  mir über vieles meinen Kopf zerbrochen,  über einiges habe ich gestaunt, manches hat mich auch erschreckt.  Ich habe vieles gelernt und vieles vergessen.
Aber wie sich Auferstehung anfühlt, das hat mein Herz zum ersten Mal an ihr erlebt.

„Nur Liebe frei gewordene
Niemals aufgezehrte
Mich überflutend
Und meine Hand in deiner“
Lange Zeit war es für mich so:
Wenn Gott ein Gesicht hätte, dann ihres.
Jetzt gibt es andere. Gott sei Dank.

“Glauben Sie”, fragt man mich, “tatsächlich an die Auferstehung?” Ja! Und wie ist es mit Ihnen?

Gesegnete Ostern, bleiben Sie behütet!
Ihre Inka Baumann, Gutspfarrerin