„Was macht denn der Mann dort auf dem Dachboden?“, fragten neulich Kollegen. Matthias Hauer, Student des Bauingenieurwesens an der Leibniz Universität Hannover, arbeitet für seine Masterarbeit im Dachboden des Südflügels des Gutshauses.

Im Focus: Material, Tragsystem, Konstruktion und mehr

Die gemeinsam mit dem Institut für Baukonstruktion und Holzbau iBHolz der TU Braunschweig entwickelte Aufgabenstellung lautet: „Bauaufnahme des Daches auf dem Rittersaal und Billardzimmer im Rittergut Lucklum mit Identifikation des vorhandenen Tragsystems sowie begleitender Schadenskartierung, Materialuntersuchungen und statische Nachrechnung der Konstruktion.“

Hauer geht akribisch vor: Im ersten Schritt versucht er die zeitliche Abfolge der Konstruktion zu bestimmen. Die Spuren verschiedener Dach- und Deckenarbeiten müssen gesichtet und nicht zuletzt verstanden werden. In den letzten 200 Jahren ist das Dach des Südflügels einige Male verändert und instandgesetzt worden. Die Arbeit gleicht aufgrund fehlender Unterlagen der Arbeit eines Detektivs.

Masterarbeit als Baustein für die Instandhaltung des Gutshauses
Hauer, der als gelernter Zimmerer und Fachhandwerker für Restaurierungsarbeiten im Handwerk praktische Erfahrung mitbringt, untersucht im weiteren Schritt die verwendeten Hölzer. So weiß er zu erzählen, dass Eiche und Nadelhölzer die geeigneten Holzarten für einen Dachstuhl waren und noch sind. Eichenholz wurde nicht zuletzt wegen des möglichen, größeren Querschnitts als Deckenbalken verwendet, während Nadelholz beispielsweise für die Sparren genutzt wurde. Buchenholz – was der Elm reichlich hergibt – ist hingegen aufgrund der Anfälligkeit für Schädlingsbefall nicht geeignet. Über diese Grundkenntnisse hinaus wird die Masterarbeit einen weiteren Baustein für die Instandhaltung des Gutshauses liefern.

Zur Ausgangsfrage: Warum unterwirft sich Matthias Hauer der Feldforschung, zumal im zugigen Dachboden in der kalten Jahreszeit, statt eine theoretische Fragestellung in sechs Monaten zu bearbeiten? Seine Antwort: „Die Erhaltung historischer Gebäude und Konstruktionen ist eine spannende Aufgabe. Nach der Bestandsaufnahme erfolgt die Überprüfung der Konstruktion in einem Rechenmodell – die Theorie kommt auch bei dieser Aufgabe nicht zu kurz.“