Den sogenannten „Ackerpferdestall“ auf dem Rittergut haben kürzlich 30 Studierende der Architektur und des Bauingenieurwesens der Technischen Universität (TU) Braunschweig untersucht. Baustoffe, Konstruktion, Maße, Baugeschichte oder auch Schadenskartierung standen dabei im Mittelpunkt. Erste Zwischenergebnisse wurden bereits präsentiert und diskutiert.

Spannender Austausch zwischen Theorie und Praxis

Wo einst Ackerpferde auf dem Rittergut Lucklum ihren Stall hatten, treffen sich seit über 20 Jahren Menschen um zu feiern, zu tanzen, zu reden oder Musik zu hören. Dieses große Gebäude mit einer Erdgeschoss-Fläche von gut 600 Quadratmetern und seiner beeindruckenden preußischen Kappendecke ist Teil einer Dreiflügelanlage des sogenannten Mistehofs. Der Ackerpferdestall wurde kurz nach dem 1861 erfolgten Kauf des Gutes vom neuen Eigentümer erbaut – dem in England wie in Deutschland tätigen Großhandelskaufmann Johann Heinrich Frerichs (1811-1868). Das Gebäude istTeil einer größer angelegten baulichen Entwicklung des Rittergutes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Diesen Ackerpferdestall haben die 30 Studierenden der TU Braunschweig in diesem Sommersemester vom Erdgeschoss bis ins Dachwerk eingehend untersucht. Das geschah im Rahmen der interdisziplinär angelegten Lehrveranstaltung „Bauen im Bestand – Projekt“ – zunächst online und dann glücklicherweise in Präsenz vor Ort. Viele Stunden haben die Studierenden in sechs verschiedenen Arbeitsgruppen das Objekt vermessen, den Dachstuhl aufgenommen, mineralische Baustoffe wie Putze untersucht, die Gussstützen analysiert, die Baugeschichte rekonstruiert und Schäden kartiert. Parallel wurden auch Lösungsmöglichkeiten für die Sanierung erarbeitet.

Am 23. Juli konnten die Studierenden ihre Zwischenergebnisse den DozentenInnen, VertreternInnen der Güterverwaltung Reinau, dem auf dem Rittergut tätigen Architektur- und Projektsteuerungsbüro sowie der Denkmalpflege m Ackerpferdestall vorstellen und mit ihnen diskutieren. Das Architekturbüro Krekeler präsentierte in aller Kürze den derzeitigen Planungsstand zur baulichen Instandsetzung der weiträumigen Anlage. Die zielführende Verbindung von Theorie und Praxis und mir ihr der interdisziplinäre, wertschätzende Ansatz prägte den Austausch. Ein Lehrender schrieb anschließend: „Ich glaube, alle waren mit der Veranstaltung am Freitag glücklich, das war durchaus ein Lucklum-Spirit“. Die Ergebnisse der Studierenden werden dem Rittergut Lucklum und damit dem Architekturbüro zur Verfügung gestellt – und für die Instandsetzung wertvolle Daten liefern. In diesem Sinne freut sich das Rittergut Lucklum auf die Fortsetzung der im Jahr 2018 begonnenen konstruktiven Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Braunschweig.

Fotos: ITB, TU Braunschweig