Ein Herz für Lucklum – das haben viele Menschen, die heute in diesem Ort leben, arbeiten oder auf der Reitanlage ihre Freizeit verbringen. Von der Liebe zu diesem Ort wissen auch kleine Details zu berichten, beispielsweise Dachziegel. 2017 wurden bei der Dacherneuerung des ehemaligen Schweinestalls des Rittergutes gut erhaltene alte Ziegel vorsichtig abgenommen und gelagert. Aufmerksame Handwerker entdeckten dabei sogenannte Feierabendziegel mit eingeritztem Herz, dem Ortsnamen Lucklum, Signaturen oder der Jahreszahl 1834.
Vom Baumaterial zum historischen Dokument
Was sind Feierabendziegel? Es sind historische Ziegel, die – so die Vorstellung – von hart arbeitenden Zieglern zum Feierabend mit Inschriften, Zeichnungen oder Symbolen versehen wurden. Mittels der in das feuchte Tonmaterial eingetragenen Datierung und dem Ortsnamen wurden so die Ziegel zu einem historischen Dokument.
Im 19. Jahrhundert gab es im südlichen Niedersachsen sehr viele kleine Ziegeleien – eine davon gehörte zum Rittergut Lucklum und befand sich südlich der Volzumer Tränke. Gegründet wurde sie 1768 zur Zeit des Deutschen Ordens unter Komtur Daniel Christoph von der Schulenburg, aufgelöst 1888 unter Rittergutsbesitzer Hermann Frerichs. In den Ziegeleien wurde bis ins 19. Jahrhundert – so Christiane Rossner in Monumentum 2015 – nur nach Auftrag und im Stücklohn gearbeitet. Dabei wurden die Ziegel oftmals individuell markiert, ehe im Zuge der Industrialisierung und maschinellen Produktion Stempel diese Arbeit ablösten.
Wichtig: ein gutes Auge bei der Verlegung auf dem Dach
„Unsere“ Feierabendziegel gehören zu den seltener werdenden Handstrichziegeln, die mit ihren Unregelmäßigkeiten hinsichtlich Form, Farbe und Oberflächenstruktur eine besonders lebendige Dachstruktur erzeugen. Der 1834 datierte Ziegel legt natürlich nahe, dass der alte Lucklumer Schweinestall zu dieser Zeit errichtet wurde, aber aufgrund des Baustils kann vermutet werden, dass dieser Ziegel zweitverwendet wurde. Eine angemessene Wiederverwendung fanden auch 2017/18 gut erhaltene historische Dachziegel vom Schweinestall bei der Neueindeckung der ehemaligen Wagenremise. Hier war das Handwerk gefragt, denn die nicht maschinennormierten Ziegel erforderten bei der Verlegung ein besonders gutes Auge und Geschick und letztlich auch von der Güterverwaltung Reinau ein Herz für eine (kostenintensive) Sanierung im Sinne des Denkmalschutzes. Über die prächtige Dachlandschaft der Gutsanlage berichten wir demnächst einmal.
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