Nachdem wir in den vergangenen zwei Jahren bereits in Lucklum rund 30 Hektar Ackerfläche in ein Agroforstsystem umgewandelt hatten, folgte jetzt unser erstes Projekt in der Nähe von Warle. Dieses Mal steht dabei vor allem der Windschutz als Effekt im Vordergrund.

Um was geht es beim Agroforst?

Dabei kombiniert man Gehölze mit Ackerkulturen oder Grünland auf ein und derselben Fläche. Ein Konzept mit vielen ökologischen Vorteilen. Baumreihen, Hecken und Büsche bieten unter anderen Schutz vor Wind und Erosion, minimieren die Austrocknung der Felder und können beim Hochwasserschutz helfen. So verhindert etwa das Wurzelwerk Bodenerosion bei Starkregen. Die bepflanzten Flächen heizen sich im Sommer nicht so schnell auf – die Verdunstung der Bäume oder Sträucher sorgt für ein besseres Mikroklima. Die Bepflanzung schafft zudem mehr Struktur in der Agrarlandschaft.

Auf unserer zweiten Agroforstfläche bei Warle geht es vor allem darum, den Boden vor Wind zu schützen. Wir haben dort etwa 0,75 Hektar Gehölzfläche auf gut zehn Hektar Ackerfläche angelegt. Gepflanzt wurden ausschließlich Pappeln, die wir in unserer Hackschnitzelanlage in Lucklum und damit für die Nahwärmeversorgung im Dorf nutzen wollen. Das wird allerdings noch dauern, denn geerntet werden kann das Pappelholz voraussichtlich in etwa acht bis zehn Jahren – je nach Wachstum der Pflanzen.

Lucklum und Warle – Testlabore für die Zukunft
„Ob diese Strategie in Zukunft aufgeht, das ist allerdings nicht sicher“, betont Carlo Marzini, der beim Rittergut unter anderem das Thema Agroforst weiterentwickelt. „In diesem Bereich gibt es derzeit keine Hinweise, inwieweit dieses System ökonomisch lohnenswert ist.“ Insofern sieht sich das Rittergut Lucklum auch als ein Agroforst-Testlabor. In Lucklum und Warle wolle man nun Erfahrungen sammeln und dokumentieren, wie sich die Effekte unter anderem für den Boden gestalten, wie wirtschaftlich Agroforstsystem sein können und wie sich das Ganze auch unter den stetig zunehmenden Herausforderungen durch den Klimawandel entwickelt. „Niemand kann in die Zukunft sehen. Wir wissen nicht, wie sich das Klima oder auch andere wirtschaftliche Rahmenbedingungen entwickeln werden“, erklärt Marzini. „Fakt ist: Finanziell lohnt sich das Agroforstsystem derzeit nicht. Nach unserer eigenen Kalkulation brauchen wir circa 900 bis 1600 Euro Unterstützung pro Hektar Gehölzfläche und Jahr in der Region Wolfenbüttel für die Anlage von Agroforstflächen.“

Agroforstsysteme immer weiter optimieren
Dementsprechend wurden auf der Fläche bei Warle bereits erste Erfahrungen aus der Pflanzung in Lucklum berücksichtigt. „Lucklum war eine Sondersituation“, erklärt Carlo Marzini. Durch die direkte Nähe zum Rittergut mussten viele externe Faktoren berücksichtigt werden: unter anderem Hochwasserschutz, Belange des Denkmalschutzes, die Landschaftsästhetik, Blickachsen zum Rittergut, Anforderungen aus dem Reitbetrieb und vieles mehr. „In Warle dagegen haben wir das Agroforstsystem nur für den Ackerbau optimiert. So etwa die Pflanzabstände, damit die zwischenliegenden Ackerflächen auch mit großem Gerät einfach befahren werden können, oder die Entscheidung für die ausschließliche Pflanzung von Pappeln. Noch lohnt sich Agroforst nicht, aber das kann in einigen Jahren schon ganz anders aussehen. Und darauf setzen wir!“