Rittergut Lucklum, das bedeutet: große Vielfalt. Die Bandbreite reicht von der Land- und Forstwirtschaft über Historie, und Kirche bis hin zu Wohnen, Arbeiten und Events. In unserer Reihe stellen wir Ihnen die Leiter der einzelnen Bereiche vor. Heute: Heiko Hinrichs, der für die Forstwirtschaft und das Thema Wildbewirtschaftung verantwortlich ist.

Von der Monokultur zum Mischwald

Zimperlich darf man nicht sein, wenn man für Wald und Wild der Forstwirtschaftlichen Güterverwaltung Reinau zuständig ist, zu der auch der Waldbestand des Rittergutes Lucklum gehört. Bei Wind und Wetter, bei Kälte und Hitze oder auch schon mal bei Sonnenaufgang geht Bereichsleiter Heiko Hinrichs an die Arbeit. Der gebürtige Ostfriese stammt aus Neuharlingersiel und absolvierte zunächst eine Ausbildung als Landwirt und anschließend zum Revierjäger (heute Wildmeister). Seit 1991 kümmert sich der 52jährige bei der Forstwirtschaftlichen Güterverwaltung um ein großes Areal, zu dem unter anderem Waldbestände in der Lüneburger Heide, Celle sowie in Lucklum gehören.

Den Wald gesund zu erhalten und zu bewirtschaften ist dabei einer der Arbeitsschwerpunkte von Heiko Hinrichs. Rund 5000 Festmeter Holz gilt es pro Jahr zu ernten. Vor allem die Auflösung der Monokulturen mit Nadelhölzern – unter anderem eine Folge der Abholzung nach dem zweiten Weltkrieg – stehen bei der Waldbewirtschaftung derzeit im Fokus. Sie sind besonders anfällig im Hinblick auf Sturm, Käferbefall, Trockenheit und damit verbunden die Gefahr von Feuerentwicklung. „Den Wald in dieser Hinsicht zu stabilisieren ist gerade auch unter dem Aspekt des Klimawandels sehr wichtig“, betont Heiko Hinrichs. Um die Zukunft der Forstwirtschaft zu sichern, sollen die Wälder nach und nach in einen naturnahen, strukturierten Laub- und Nadelmischwald „umgebaut“ werden.

Wir denken nachhaltig und in Generationen
Dafür werden Flächen aber nicht mehr einfach gerodet und aufgeforstet. Hinrichs: „Wir ernten einzelne Hölzer und ersetzen dann diese Lücken. Ein Teil wird sich durch die Naturverjüngung selbst ergänzen, andere Bäume werden als drei- bis vierjährige Pflanzen gesetzt. So entstehen Wälder mit unterschiedlichen Baumaltern und –höhen“. Das Ziel: ein Verhältnis von 50 zu 50 von Laub- und Nadelbäumen. „Wir denken bei der Waldwirtschaft einerseits in Generationen, denn vieles, was wir heute tun, wird sich vielfach erst Jahrzehnte später auswirken, also auch Nachhaltigkeit. Andererseits müssen wir auch wirtschaftlich arbeiten“, betont Hinrichs.

Die Fichte ist dabei ein gutes Beispiel dafür, warum Ausgewogenheit ein Kernthema ist. Anfälligkeit für Sturmschäden oder Käferbefall, das ist die eine Seite der Fichte. Trockene Sommer beispielsweise fördern den Befall, denn weniger Wasser bedeutet weniger Harzproduktion bei der Fichte, mit der sie sich gegen den Käfer schützt. Auf der anderen Seite ist die Fichte hinsichtlich des Ertrages attraktiv, denn ein Fichtenbaum lässt sich schon nach 80 Jahren ernten. Eine Buche dagegen muss 160 Jahre alt sein, bei vergleichbarem Verkaufspreis. „Ein gesundes Verhältnis mit unterschiedlichen Hölzern ist daher eine unserer Antworten auf den Klimawandel. Wir hoffen, dass unser Wald so nachhaltig auch gegen extreme Witterungsverhältnisse bestehen kann“, so Heiko Hinrichs.

Wild als hochwertiges Lebensmittel
Zu den Aufgaben des Wildmeisters gehört es aber auch, den Wildbestand zu regulieren und Wildbret zu ernten. Rund 70 Tiere, fast ausschließlich sogenanntes Schalenwild wie Rehe, Rotwild oder Schwarzwild, werden jedes Jahr erlegt und selbst vermarktet. Hinrichs: „Das geschieht vor allem in Form der Einzeljagd, bei dem das Wild zum Beispiel auf einer Wiese oder Lichtung geschossen wird. Die Fleischqualität ist dabei sehr hoch, weil die Tiere nicht gestresst sind, wie es zum Beispiel bei einer Drückjagd der Fall ist.“

Kranke und schwache Tier werden dabei selbstverständlich als erstes aus dem Bestand entnommen. Wenn sich bestimmte Arten zu stark vermehren, muss ebenfalls eingegriffen werden. „Zu viele Tiere im Bestand, das bedeutet auch, dass sich Krankheiten entwickeln und rasch verbreiten können. Aber auch der starke Verbiss etwa an jungen, neu gepflanzten Bäumen kann problematisch werden“, erklärt Hinrichs. Insbesondere die starke Vermehrung der Wildschweine muss der Jagdmeister im Blick behalten, denn eine Ausbreitung der gefürchteten afrikanischen Schweinepest etwa hätte gravierende Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Besonders begrüßt Heiko Hinrichs die Biolandwirtschaft auf dem Rittergut. „Das ist sehr gut für unser Niederwild, das unter anderem stark unter Arten wie Waschbär und anderen invasiven Arten zu leiden hat“, so der Jagdmeister. „Darüber hinaus ist auch die Biolandwirtschaft von nachhaltigem Denken und einer auf Generationen ausgerichteten Strategie geprägt. Da ergänzen wir uns doch perfekt.“

Das gilt übrigens auch für andere Bereiche des Rittergutes, denn die Forstwirtschaft wird den Rohstoff für die neue Holzhackschnitzelheizung liefern. Die Anlage, die einen sehr hohen Wirkungsgrad hat, ist mit modernster Technik ausgestattet, um zum Beispiel Feinstäube herauszufiltern, und hat einen sehr hohen Wirkungsgrad. Sie wird nicht nur das Rittergut, sondern auch einen Teil der Bürger in Lucklum mit Fernwärme versorgen. „Wir möchten weg von fossilen und hin zu nachwachsenden Rohstoffen. Pro Saison werden wir rund 250 Festmeter benötigen, um das Rittergut und Teile von Lucklum zu beheizen“, schätzt Heiko Hinrichs. Nicht nur bei der Land- und Forstwirtschaft des Rittergutes, sondern auch bei der Energieversorgung steht also die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. So schließt sich der Kreis auch hier auf die bestmögliche Art und Weise.