Buchstäblich jeden Zentimeter der erstmals 1051 urkundlich erwähnten Kirche in Lucklum nehmen derzeit neun Stipendiaten der Koldewey-Gesellschaft im Rahmen einer Summerschool unter die Lupe. Die Architektur-Studenten werden dabei im Bereich Bauforschung/Denkmalpflege von Wissenschaftlern der Technischen Universität Braunschweig (TU), der Universität Hamburg und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege trainiert und weitergebildet. Vor Ort unterstützt zudem Dr. Elisabeth Vorderwülbecke, Kunsthistorikerin beim Rittergut Lucklum, die Stipendiaten.

Summerschool der Koldewey-Gesellschaft auf dem Rittergut

Die Bauuntersuchung der Gutskirche, aber auch die Auswertung von Archivalien, Vorträge sowie die Diskussion von Fragen der Bautechnik, Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege: Das und mehr gehört zum Programm der Summerschool, die noch bis zum 27. September unter Anleitung eines Teams des Instituts für Baugeschichte der TU auf dem Rittergut stattfindet. „Die Bauforschung ist für das unter Ensembleschutz stehende Rittergut von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Daher freuen wir uns sehr, die Summerschool und damit Nachwuchswissenschaftler zu Gast zu haben“, berichtet Elisabeth Vorderwülbecke. „Wir hoffen auf viele neue Erkenntnisse über unsere Kirche.“

Mehr Präsenz für die Bauforschung

Aber nicht nur dem Rittergut, sondern auch den angehenden Architekten soll das Pilotprojekt wichtige Anstöße geben. Mit der erstmalig durchgeführten Summerschool möchte die Koldewey-Gesellschaft den Nachwuchs fördern. Der 1926 gegründeten, berufsständischen Vereinigung gehören Wissenschaftler aus den Bereichen historische Bauforschung und Altertumskunde an. Sie hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, dem Fach Bauforschung an den Universitäten wieder mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, denn der Bedarf an entsprechend ausgebildeten Architekten wächst.

Interessant für viele Fachrichtungen

Besonders die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Experten verschiedenster Fachrichtungen macht die Summerschool in Lucklum zu einem besonderen Projekt. So hat beispielsweise Prof. Dr. Johann Anselm Steiger, Universität Hamburg, der seit geraumer Zeit über die geistliche Emblematik des frühen 18. Jahrhunderts in der Gutskirche forscht, seine Erkenntnisse in einem Vortrag im Rahmen der Projektwoche vorgestellt. Und auch die Denkmalpfleger können ihr Know-how in die Summerschool mit einbringen. „Diese Kooperation ist in jeder Hinsicht eine Win-Win-Situation“, betont Elisabeth Vorderwülbecke.

Das sieht auch Professor Alexander von Kienlin so, Leiter des Instituts für Baugeschichte und Vorsitzender der Koldewey-Gesellschaft: „Die Summerschool wie auch das im Sommer vor Ort durchgeführte Seminar „Bauen im Bestand“ der TU Braunschweig stehen im Kontext möglicher zukünftiger Bau- und Entwicklungsmaßnahmen des Gutes und haben somit einen erkennbar praxisnahen Bezug.“ Die Kirche sei ein Herzstück der Anlage und mit ihrem romanischen Ursprung und der im 14. Jahrhundert erfolgten Umwandlung in eine Kapelle des Deutschen Ordens für die Baugeschichte ein besonders interessanter Untersuchungsgegenstand.“ Auf die Ergebnisse der Summerschool darf man also auf jeden Fall gespannt sein.

Bildlegende:

Summer-School der Koldewey-Gesellschaft in Lucklum: Professor Alexander von Kienlin (links) und Julian Bauch (rechts) vom Institut für Baugeschichte mit Stipendiaten vor dem Eingang zur Gutskirche.

Foto: Rittergut Lucklum