Vor rund 100 Gästen und Interessierten sprach am Donnerstag Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn, auf dem Rittergut über die Aufgaben seiner Behörde, potenzielle Risiken und Möglichkeiten der Vorsorge. Er machte darüber hinaus deutlich, dass beim Selbstschutz sowie der Hilfe im Katastrophenfall nicht nur Landkreise, Gemeinden und Freiwilligenorganisationen gefordert seien, sondern auch Unternehmen sowie jeder Einzelne. 

BBK-PRÄSIDENT CHRISTOPH UNGER SPRACH ÜBER BEVÖLKERUNGSSCHUTZ VOR ORT

Über 500 Jahre sollen die Bilder wichtiger Dokumente für die Nachwelt erhalten bleiben, die in aufwändiger Kleinarbeit auf Mikrofilme gebracht und vom BBK in entsprechenden Behältern im Barbarastollen im Schwarzwald sicher verwahrt werden. 1.600 Behälter mit ca. 1,12 Milliarden Aufnahmen – darunter auch Lucklumer Aktenmaterial aus dem Niedersächsischen Landesarchiv Wolfenbüttel – lagern derzeit dort, Tendenz steigend. Der Schutz von Kulturgütern, nicht zuletzt für den Kriegsfall, ist eine der wichtigen Aufgaben des Bundesamtes. Anhand vieler aktueller Beispiele für die Zerstörung und den Raub von Kulturgut weltweit machte Christoph Unger die Bedeutung dieser Maßnahme deutlich.

Die Abhängigkeit vom Strom wird immer größer
Welche Risiken, Bedrohungslagen und Herausforderungen gibt es aktuell? Neben der Gefahr von terroristischen Angriffen in Form chemischer Substanzen und weiteren Risiken wie Cyberattacken oder kriegerischen Auseinandersetzungen hob Unger vor allem Versorgungsrisiken durch Stromausfälle sowie mögliche Auswirkungen durch den Klimawandel hervor. „Das Risiko für einen Blackout wächst. Und die Abhängigkeit vom Strom wird immer größer. Das macht uns Sorgen“, betonte der Experte. Ein großflächiger Stromausfall habe sehr weitreichende Folgen, so Unger weiter. Als Beispiel nannte er unter anderem Probleme bei der Wasserversorgung und beim Abwasser, bei der Telekommunikation, der Nahrungsmittel- und besonders der Gesundheitsversorgung. Er verwies unter anderem darauf, dass heute viele Menschen zu Hause auf lebenserhaltende medizinische Geräte angewiesen seien.

Auch den Klimawandel sieht Christoph Unger als Risikofaktor an: „Wir sagen, es gibt ihn. Und das können wir auch belegen.“ Nicht nur Stürme, Starkregen oder Brände, sondern vor allem Hitzewellen machen dem BBK-Präsidenten Sorgen. „Für alte und geschwächte Menschen kann das sehr schnell lebensbedrohlich sein.“ Allein für die Hitzewelle im Jahr 2003 gingen realistische Schätzungen von bis zu 75.000 Todesopfern aus. Mit Risikoanalysen etwa zu Auswirkungen von Dürrejahren und entsprechenden Gefahrenabwehrplanungen will das BBK rechtzeitig gegensteuern.

Laden Sie sich NINA herunter!
Zu den weiteren Kernaufgaben des Bundesamtes gehört es zudem, effektive Warnsysteme bereitzustellen. „Sirenensignale können viele Menschen heute nicht mehr deuten“, erklärte Christoph Unger. Daher wurde die Warn-App NINA entwickelt, die das modulare Warnsystem des Bundes und der Länder (Sirenen, Fernsehen, Radio und vieles mehr), ergänzt. Unger: „Ich empfehle jedem, sich diese App herunterzuladen!“ Unger erläuterte weitere Aufgaben des BBK und verwies auch auf das Ehrenamt als wichtigem Pfeiler des Katastrophenschutzes. Er machte in diesem Zusammenhang klar, dass dabei alle gefordert seien. Der Staat brauche Unternehmen – und jeden Einzelnen. „Jeder ist ein Stück weit verantwortlich für sich, für Nachbarn, für die Familie.“ Dazu gehöre es auch, sich zu informieren, sich zu bevorraten und im Krisenfall auch anderen zu helfen. Die anschließende Diskussion mit den Gästen – darunter viele aktive Feuerwehrleute – unterstrich die Aktualität des Themas Katastrophenschutz. Unger schloss mit den Worten: „Ich wünsche mir viel mehr Aufmerksamkeit für das Thema“!

Mehr Informationen zum Thema sowie Broschüren zum Download sind auf der Website des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zu finden unter: https://www.bbk.bund.de/DE/Home/home_node.html