Ob Hochzeiten, Märkte, Hofcafé, Führungen, Forst- und Landwirtschaft oder Reitanlage – das Angebot und die Aufgaben auf dem Rittergut Lucklum sind vielfältig. Ebenso wie unser Team. Wir stellen Ihnen daher in loser Folge die Leiter der verschiedenen Bereiche des Rittergutes vor. Erfahren Sie mehr über Irina Streilinger, die bei uns für den Reitbetrieb verantwortlich ist.
Pferdemädchen sind nicht zimperlich.
Oder: Wie man einen Reitstall aufbaut
Ihre erste Begegnung mit einem Pferd ging im wahrsten Sinne des Wortes nach hinten los. Dass ein Zirkuspferd sie mit einem kräftigen Tritt des Hinterbeins kurzfristig ausknockte, das konnte Irina Streilinger allerdings nicht im Geringsten beeindrucken. Im Gegenteil: Jetzt erst recht – und am nächsten Tag gleich wieder hin! „Pferdemädchen“ sind schließlich nicht zimperlich. Ihre zupackende Art kam ihr auch zugute, als die gelernte Journalistin und frühere Kolumnistin der Braunschweiger Zeitung den Entschluss fasste, auf dem Rittergut Lucklum einen Reitstall zu eröffnen. Gefragt waren jede Menge Eigeninitiative, Durchhaltevermögen – und keine Angst vor Dreck und Staub.
Das größte Geschenk meines Lebens
Die bisher von privaten Einstellern genutzten Ställe mussten komplett renoviert werden. Ebenso die Reithalle und der Reitplatz. Mit Unterstützung des Verpächters und ihres Mannes, Peter Streilinger, stemmte Irina die Herkulesaufgabe – und konnte die Anlage im September 2009 eröffnen. „Den Reitstall in Lucklum geprägt zu haben und auch künftig bei seiner Weiterentwicklung dabei zu sein, das ist für mich eins der größten Geschenke meines Lebens“, sagt die 52jährige, die mit ihrem Mann ganz in der Nähe am Rande des Elms lebt.
Mit dieser Weiterentwicklung beginnt gleichzeitig ein neues Kapitel des Reitstalles. Große Veränderungen stehen an: Bereits im vergangenen Jahr entstand ein komplett neuer Reitplatz. Stück für Stück werden jetzt Reithalle und Gebäude saniert. Der Stalltrakt wird erneuert und an die Anforderungen der modernen Pferdehaltung angepasst. Das alles natürlich immer mit Blick auf den Denkmalschutz.
Gegenseitige Wertschätzung und Sorgfalt am Tier
Trotz neuer Aufstellung: Irinas Vorstellung davon, was einen guten Reitstall ausmacht, die ist natürlich nach wie vor dieselbe. „Ich betrachte immer beides zusammen. Mensch und Pferd sollen sich wohlfühlen. Die Gemeinschaft untereinander ist wichtig. Und: Auch Schulpferde werden bei uns sehr wertgeschätzt, kommen jeden Tag nach draußen und werden schonend eingesetzt“, betont sie. Deshalb freut sie sich auch ganz besonders auf die Paddockboxen (Boxen mit einem Auslauf) in denen die derzeit 30 Pferde nach dem Umbau untergebracht werden.
Sorgfalt am Tier in jeder Hinsicht, das ist ihr wichtig. „Die Reiter können sich darauf verlassen, dass bei uns nichts unbemerkt bleibt“, betont sie. Dafür sorgt sie als Bereiterin und Reitlehrerin – zusammen mit zwei Pferdewirtinnen, einer Pferdewirtschaftsmeisterin und dem „Pony-Partnerteam“. Letzteres kümmert sich um die Frühförderung von Kindern zwischen drei bis acht Jahren. Das Reiten steht allerdings in diesem Alter noch nicht im Vordergrund. Irina: „Dabei geht es vielmehr darum, die Kleinen spielerisch an die Pferde heranzuführen. Zu lernen, wie gehe ich mit dem Pferd um, worauf muss ich achten und vieles mehr.“
Was macht Pferdemädchen aus?
Viele, die damals bei ihr mit den Reitschulponys anfingen, sind dem Stall noch heute verbunden. „Talent, Liebe zum Pferd, Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Das macht Pferdemädchen aus. Ich freue mich, das weitergeben und die Passion in die nächste Generation tragen zu können.“ Dazu gehört für Irina auch, nicht aufzugeben, sich von Rückschlägen nicht beeindrucken zu lassen und immer wieder nach vorne zu schauen. „Der Weg zum Reiter ist gepflastert mit blauen Flecken und platten Zehen“, sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln.
Besonders dankbar ist sie für die Unterstützung ihres Mannes Peter, der einst Streilinger Vertriebsmarketing aufbaute und sich jetzt unter anderem als Mitgesellschafter bei „The Why Guys“ um das Thema Design Thinking/New Work kümmert. „Er hat mit angepackt, immer alles mitgetragen, viel über Pferde gelernt und alle Marotten seines ‚Pferdemädchens’ ausgehalten“, lacht Irina.
Nach zehn Jahren Reitstall zieht sie eine positive Bilanz. „Das war eine tolle Zeit und ich würde es wieder so machen. Wegen der Pferde, der Menschen, der verrückten Erfahrungen.“ Und auch wegen des Ambientes auf dem Rittergut, das für sie der zusätzliche „Zuckerguss“ auf allem ist: „Was gibt es Schöneres als zuzusehen, wie die Pferde ihre weiche Nasen zufrieden ins Heu tauchen. Wenn alle Tiere draußen auf der Weide sind. Oder wenn einfach jemand dasteht und sagt: Mein Gott, ist das schön hier!“.
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