Die Kooperation des Rittergutes Lucklum mit der Technischen Universität (TU) Braunschweig geht weiter. Zur Baustellenbesichtigung im Rahmen der Lehrveranstaltung „Bauen im Bestand“ trafen sich Lehrende und Studierende auf dem Rittergut, um die Gutskirche zu erforschen.

Architektur- und Bauingenieurstudierende der TU auf Erkenntnissuche

In diesem interdisziplinären Modul, das sich in diesem Sommersemester mit der Kirche in Lucklum beschäftigt, arbeiten Architektur- und Bauingenieurstudierende zusammen. In sechs verschiedenen Arbeitsgruppen setzen sie sich mit der Vermessung des Gebäudes, der Bau- und Konstruktionsgeschichte, der Dachkonstruktion, dem Brandschutz sowie dem Mauerwerk auseinander.

Auf der Grundlage vorliegender Untersuchungsergebnisse der Koldewey-Gesellschaft vom September 2019 und der Materialsammlung der Güterverwaltung Reinau hatten bisher die 32 Studierenden das Objekt vor allem online analysiert. Aber digitale Recherche kann nicht die Untersuchung vor Ort ersetzen. So wurde eine „Baustellenbesichtigung“ durchgeführt: Generalstabsmäßig mit bestimmten Zeitfenstern vorbereitet und von den Betreuenden über Funkgeräte koordiniert. So konnten die Studierenden, ausgestattet mit Mund-Nasen-Schutz, in Kleinstgruppen den Kirchraum, den Glockenstuhl, das Dachwerk und die Kammern des Kirchturms erkunden.

Auf dem Prüfstand: Brandschutz, Holzkonstruktionen und mehr
Dabei gilt es für die Studierenden, einer Vielzahl von grundlegenden Fragen nachzugehen. Zum Beispiel: Welche verschiedenen Bauphasen gibt es oder wann ist der Kirchturm erhöht worden? Wie sieht der Zustand der Kirche hinsichtlich von Feuchtigkeit aus? Oder: Wie sind Mörtel und Elmkalkstein beschaffen? Handelt es sich dabei um historisch regionale Baustoffe? Im Bereich Brandschutz geht es unter anderem darum, welche gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen sind, wie Fluchtwege beschaffen sein müssen oder auch, wo der Brandschutz an heutige Sicherheitsvorgaben angepasst werden muss. Andere Fachbereiche untersuchen die Dachkonstruktion der Kirche und prüfen Fragen wie Schädlingsbefall oder Sicherungsmaßnahmen. Auch die Vermessung weiterer Räume gehört zu den Aufgaben der Studentinnen und Studenten.

Bei der Baustellenbesichtigung sprang der Funke auf die Studierenden über. „Der interdisziplinäre Austausch und damit das gemeinsame Ringen um Erkenntnisse und Lösungen stehen im Vordergrund des Seminars. Unsere Gutskirche ist in dieser Hinsicht ein sehr komplexes und spannendes Objekt“, so Dr. Elisabeth Vorderwülbecke, die beim Rittergut für alle Themen rund um die Historie zuständig ist. „Für uns Lehrende ist das Rittergut nicht nur ein authentisches Objekt für die Ausbildung, sondern auch, im Interesse der Forschung, ein perspektivischer Projektpartner mit regionalem Bezug“, unterstreicht Dr. Sebastian Hoyer vom Institut für Bauwerkserhaltung und Tragwerk der TU Braunschweig.

Vertieftes Verständis der Bausubstanz
Die Ergebnisse des Seminars werden zum Semesterende in einer Abschlussveranstaltung präsentiert. Aus der bisherigen Zusammenarbeit mit Instituten aus dem Bereich Bauingenieurwesen und Architektur der TU Braunschweig haben sich bereits drei Master- sowie eine Bacherlorarbeit ergeben, die sich mit Lucklum beschäftigt haben bzw. beschäftigen. „Wir freuen uns, dass die mehrjährige Zusammenarbeit in vielen Bereichen neue Erkenntnisse hervorgebracht hat, die zu einem tieferen Verständnis der Bausubstanz beitragen und langfristig die Erhaltung des Bestandes sichern“, ergänzt Gunnar Schulz-Lehnfeld vom Institut für Baugeschichte der TU Braunschweig.

Folgende Institute der TU sind an dem Projekt beteiligt: IBT – Institut für Bauwerkserhaltung und Tragwerk, IB – Institut für Baugeschichte, IBMB – Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz, IGP – Institut für Geodäsie und Photogrammetrie, iBHolz – Institut für Baukonstruktion und Holzbau.