Dank Ihrer Anspruchslosigkeit gilt sie als Hoffnungsträger in Sachen Klimawandel. Und ist gleichzeitig nicht unumstritten, denn unter bestimmten Voraussetzungen verdrängt sie heimische Arten: Die Robinie, auch Scheinakazie genannt, ist der Baum des Jahres 2020.

Zart und duftend – oder auch mal stachelig

Mit ihren zarten Fliederblättern und duftend weißen Blüten ist die Baumart ein schöner Farbtupfer in Parks, Gärten und Wäldern. Die stark duftenden Blüten hängen in langen Trauben vor dem Blattaustrieb an den Zweigen. Sie sind eine beliebte und wichtige Bienen- und Insektenweide, da sie reichlich Nektar bieten. Ursprünglich war die bis zu 30 Meter in die Höhe wachsende Robinie nur in Nordamerika beheimatet. Heute ist sie neben Europa auch in Nordafrika, West- und Ostasien verbreitet. Seit über 300 Jahren wird sie in Parks und Gärten gepflanzt – und sich auch wild verbreitet. In Berlin zum Beispiel nach dem Zweiten Weltkrieg auf Trümmerschuttflächen, denn der Baum reagiert auf Störungen wie Brände oder Rodungen mit einer verstärkten Vermehrung.

Ideal bei Trockenheit und Hitze
Das Für und Wider bei der Robinie ist dabei gar nicht so einfach zu entscheiden: Forschungen zufolge könnte die Robinie eine Rolle dabei spielen, klimastabilere Wälder zu schaffen, denn sie kann Trockenheit und Hitze gut aushalten. Da sie auch Salz- und immissionstolerant sei, komme sie gut mit städtischem Klima und schwierigen Bodenverhältnissen zurecht, so die „Stiftung Baum des Jahres“. In den Wäldern ist der Baum des Jahres 2020 vor allem auf armen Standorten und auch für die Wiederaufforstung von Waldflächen interessant. Derzeit liegt ihr Flächenanteil allerdings noch deutlich unter einem Prozent. Zudem stelle ihr hartes Holz eine Alternative zu Tropenhölzern dar: Es wird zum Bau von Brücken, Spielplatzgeräten und Terrassenmöbeln verwendet, da es auch ohne chemische Konservierung lange stabil bleibt. „Wir haben die Robinie auch in unseren Wäldern“, erklärt Förster Christian Holoch. „Sie wird bei uns aufgrund ihrer Resistenz gegen Trockenheit und Hitze auch weiterhin eine Rolle spielen. Allerdings ist die Zucht von Robinien nicht ganz einfach. Die jungen Triebe beispielsweise haben extrem viel Stacheln. “

Am richtigen Ort die optimale Lösung
Auf der anderen Seite steht sie auf der Liste der invasiven Baumarten und in Konkurrenz zur heimischen Flora, denn kann die unwirtlichsten Lebensräume zu besiedeln. Häufig anzutreffen sind Robinien zum Beispiel auf trockenen Standorten wie Bahndämmen oder Brachflächen. Mit Hilfe von Knöllchenbakterien ist sie in der Lage, Stickstoff aus der Luft aufzunehmen und dem Boden zu zuführen. Besonders stickstoffarme Standorte kann sie damit für andere Bäume bewohnbar machen. Gefährlich ist das für seltene Biotope wie Magerrasen. Die Stickstoffanreicherung verdrängt typische Pflanzen- und Tierarten der Magerrasenbiotope, oft seltene Arten. Dort wird daher von der Robinie abgeraten. Vorsicht ist bei der Robinie zudem in anderer Hinsicht geboten, denn sie gilt als stark giftig. Das gilt nicht für die Blüten, aber für Rinde und Früchte. Bereits 150 Gramm Rinde können für Weidetiere wie Pferde eine tödliche Dosis darstellen.

Richtig eingesetzt, ist der Baum des Jahres 2020 auf jeden Fall eine interessante Alternative, die im Kampf gegen den Klimawandel und beim Erhalt unserer Wälder eine Rolle spielen wird.