Der Elmkalkstein prägt mit seiner warmen, hellgelben Oberfläche die Wahrnehmung zahlreicher historischer Hofanlagen und Kirchen rund um den Elm. Entstanden ist der porige Elmkalkstein vor etwa 200 Millionen Jahren – aus Ablagerungen eines urzeitlichen Meeres, das den Elm überzog. Eingeschlossene Fossilien wie Belemniten (fossile Kopffüßler) oder Spuren von Muscheln lassen dies augenscheinlich werden und erklären die Bezeichnung Muschelkalk. TU-Studentin und Architektin Ronja Rituper hat unlängst die Eignung verschiedener Konservierungsmöglichkeiten für den Elmkalkstein in ihrer Masterarbeit untersucht – mit interessanten Ergebnissen.

Wasserresistenter als ein Ziegelstein

Am Elm, insbesondere an der Nordseite, wurde schon im Mittelalter der Naturstein in Steinbrüchen abgebaut und als lokales, regionales Baumaterial eingesetzt. Gute Bearbeitungsmöglichkeiten des noch weichen, frisch gewonnenen Steins, wie auch seine Witterungsbeständigkeit waren Gründe für den Einsatz auch in Lucklum. Der Deutsche Orden schätzte dieses Material, so 1801 Hofrat Schroeder in seiner Beschreibung der Landkommende, „für die eigene Bedürfniß, weil er so nahe liegt.“ Er selbst verfügte über Steinbrüche wie dem Kux unterhalb des Eilumer Horns oder am Evesser Berge.

Heute wird der Elmkalkstein nicht mehr abgebaut. Ehemalige Brüche – wie der oberhalb von Destedt, der etliche Jahrzehnte im 20. Jahrhundert das Material für das große Elmkalkwerk in Hemkenrode lieferte – stehen mit ihrem artenreichen Halbtrockenrasen und seltenen Pflanzen unter Naturschutz.

Handlungsempfehlungen für den Denkmalschutz
Umso wichtiger ist der achtsame Umgang mit dem Baumaterial – nicht zuletzt bei einer denkmalgeschützten Anlage wie dem Rittergut Lucklum. Welche Möglichkeiten bestehen für eine Konservierung? Im Kontext der bestehenden Kooperation zwischen der TU Braunschweig und der Güterverwaltung Reinau hat 2019/2020 Ronja Rituper die Eignung verschiedener Konservierungsmöglichkeiten für den Elmkalkstein in ihrer Masterarbeit untersucht – verfasst im Studiengang Sustainable Design. Mittels eines komplexen Versuchsprogramms erforschte die Architektin die Wirkung von bauchemischen Behandlungsmethoden beim Elmkalkstein: das Aufbringen einer Hydrophobierung, die Härtung durch Kieselsäurenester und Kunstharze sowie das Aufbringen einer Lasur. Die Untersuchungen haben unter anderem gezeigt, dass „unser Stein“ sogar noch wasserresistenter als ein Ziegelstein ist. Die hervorragenden Eigenschaften des Elmkalksteins gegenüber der Bewitterung – so Ronja Rituper – führen gerade im Hinblick auf den Denkmalschutz zu der Erkenntnis, dass “der Stein so belassen werden sollte, wie er ist.“ Die Masterarbeit gibt auch eine klare Handlungsempfehlung: Für die Resistenz des Steins ist die Entfernung von Grünbewuchs und Schadstoffemissionen wie auch die Instandhaltung des Fugenmörtels zielführend. Ausführlicher nachzulesen sind die Ergebnisse in einem gerade erschienenen Aufsatz in Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 1/2021 (ISSN 0720-9835).

Die Güterverwaltung Reinau freut sich über die gelungene Masterarbeit und bedankt sich für die produktive Zusammenarbeit mit dem Institut für Baustoffe Massivbau und Brandschutz der TU Braunschweig.