Es ist soweit: Wir haben Pappeln sowie Obst- und Nussbäume gepflanzt. Und damit den ersten Step unseres Projekts Agroforsten realisiert. Noch im November hatten wir hier das Konzept vorgestellt und berichtet, dass wir nach geeigneten Flächen suchen. Jetzt geht es Stück für Stück an die Umsetzung!

Mehr Vielfalt, besserer Klimaschutz

Kurz zur Erinnerung: Um was geht es beim Agroforsten? Dabei werden Gehölze mit Ackerkulturen und/oder Tierhaltung auf ein und derselben Fläche kombiniert. Und zwar so, dass zwischen den verschiedenen Komponenten ökologische und ökonomische Vorteilswirkungen entstehen, die in Summe nachhaltiger sind als bisherige Anbausysteme. So können zum Beispiel auf dem Acker oder Grünland mehrjährig Sträucher und Bäume neben Kulturpflanzen oder sogar Nutzvieh stehen (Mehr Infos finden Sie hier (klicken), in einem früheren Blogbeitrag dazu).

Eine Idee – viele Vorteile
Auf einer rund 35 Hektar großen Gesamtfläche, die im Süden direkt an das Gelände des Rittergutes angrenzt, werden wir das Konzept Agroforsten umsetzen. Im ersten Teilschritt haben wir auf rund fünf Hektar nun Pappeln und andere Bäume gepflanzt. Die restliche Fläche wird dann voraussichtlich im Herbst diesen oder Frühjahr nächsten Jahres als Agroforst bewirtschaftet. Was versprechen wir uns vom Agroforsten? „Auf ökologischer Seite bringt die Einbindung mehrjähriger Gehölze in die Acker- und Grünlandnutzung eine ganze Reihe von Vorteilen“, weiß Helmut Gockel, Geschäftsführer des Rittergutes Lucklum. „Baumreihen etwa aus Obst- oder Wertholzbäumen sowie aus Energieholz wie Pappeln und Weiden, bieten zum Beispiel Schutz vor Wind und Erosion.“ Aber auch die Bildung von Humus werde angeregt und Kohlenstoff gebunden.

Schutz vor Wind, Erosion und Extremwetter
Darüber hinaus kann Agroforsten die Auswirkungen von Extremwetterereignissen abmildern und so gleichzeitig zum Hochwasserschutz beitragen. Das Mikroklima auf diesen Flächen ist deutlich besser. Das liegt unter anderem daran, dass die ganzjährig vorhandenen Hölzer durch die Verdunstung die Fläche kühlen. Die Bepflanzung wirkt auch der Winderosion entgegen – und spendet Schatten für Tiere auf der Fläche. Das Wurzelwerk sorgt zudem dafür, dass mehr Wasser in der Fläche bleiben kann. Darüber hinaus heizen sich bepflanzte Flächen nicht so schnell auf wie dunkle Ackerflächen. „Wenn es dann zu Starkregen kommt, verhindern die Bäume und Gehölze zudem das Abschwemmen des wertvollen Ackerbodens und können das Wasser über die Wurzeln in tiefere Bodenschichten ableiten“, erklärt Mauritz von Grundherr, Leiter der Biolandwirtschaft auf dem Rittergut.

In dieser Hinsicht ist das Agroforsten in Lucklum auch ein Pilotprojekt des Landkreises Wolfenbüttel, der zur Modellregion für das sogenannte „Blueing“ werden möchte (einen Beitrag dazu finden Sie hier(bitte klicken)). Das von Ina Küddelsmann im Rahmen ihrer Doktorarbeit entwickelte Konzept stellt die Bedeutung des Wassers als systementscheiden Faktor für alle Lebensentfaltungs und -erhaltungsprozesse in den Vordergrund. Helmut Gockel: „Wir arbeiten dabei eng mit dem Landkreis Wolfenbüttel, insbesondere der Unteren Naturschutzbehörde, dem Landschaftspflegeverband Wolfenbüttel sowie der Samtgemeinde Sickte zusammen. Nur gemeinsam können wir die vielen Herausforderungen im Hinblick auf den Klimawandel meistern.“

Lebensraum und Rückzugsort für viele Arten
Aber auch für die Artenvielfalt leisten Agroforstsysteme einen wichtigen Beitrag. „Agroforsten sind echte Alleskönner in puncto Biodiversität“, erklärt Mauritz von Grundherr. Die Gehölzstrukturen und Saumbereiche stellen für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten einen wertvollen Lebensraum dar. Sie schaffen Rückzugsgebiete für Wild, insbesondere Niederwild, und fördern Nützlinge im Ackernahbereich. In Agroforstsystemen lassen sich übrigens auch viele Produkte herstellen. „Wir werden auf jeden Fall das Pappelholz ernten und für unserer Hackschnitzelanlage auf dem Rittergut nutzen.“  Aber auch Getreide, Gemüse und Obst oder tierische Produkte wie Eier und Honig sind denkbar. Weniger Dünger und Pflanzenschutz verbessern übrigens die Energiebilanz solcher Flächen. „Wir erhoffen uns trotz eines gewissen Flächenverlustes durch Bäume und Sträucher gleichbleibende Erträge – gerade angesichts zunehmender Extremwetterlagen“, hofft der Biolandwirt.

Wir sind nun in diesem Jahr mit rund fünf Hektar Fläche und fünf Baumstreifen gestartet. Und haben unter anderem 150 Pappeln, 20 Walnussbäume und viele andere Baumarten wie Esskastanie, Birne, Baumhasel, Elsbeere, Eschen, Erlen, Birken, Linden und anderes mehr gepflanzt. Im nächsten Jahr werden dann die restlichen 30 Hektar gepflanzt. Insgesamt werden auf der Fläche rund 10.000 Bäume stehen, darunter rund 7.500 Pappeln, 1.700 Büsche und 150 Nussbäume. Helmut Gockel: „Wir freuen uns sehr, dass wir bei diesem Projekt Vorreiter in der Region sein können und bedanken uns für die Unterstützung durch die vielen anderen Akteure.“

Mehr Informationen zum Thema Agroforsten finden Sie auch auf der Website des Deutschen Fachverbands für Agroforstwirtschaft unter www.agroforst-info.de oder unter www.baumfeldwirtschaft.de.